Was ist eine Allergie?

Eine "Allergie" ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Abwehrsystems auf körperfremde oder körpereigene Substanzen. Man spricht auch von einer "überschießenden" Reaktion. "überschießend" heißt die Reaktion, weil das körpereigene Immunsystem auf Fremdstoffe anspricht, die anders als Krankheitskeime eigentlich keine Gefahr fur die Gesundheit darstellen. Prinzipiell kann jeder Stoff in unserer Umwelt zum Auslöser einer Allergie werden - vom Apfel bis zur Zwiebel, vom Angorafell bis zur Zahnpasta. Für 20.000 Substanzen ist nach vorsichtigen Schätzungen eine allergieauslösende Wirkung bekannt. Stoffe mit allergieauslösender Wirkung nennt man auch Allergene. Meist werden diese Stoffe eingeatmet (z.B. Blütenpollen, Hausstaub), oder sie gelangen über die Nahrung in den Körper. Auch die Berührung mit der Haut kann z.B. bei verschiedenen Metallen oder Chemikalien zu allergischen Reaktionen führen. Proteine (Eiweißstoffe), Pollen oder Wolle haben dabei das höchste Allergiepotential. Bei den meisten Allergenen handelt es sich um Eiweißsubstanzen tierischer oder pflanzlicher Herkunft, beispielsweise von Blütenpollen, Milben und Schimmelpilzen.

Wieso wird man allergisch?

Die genauen Entstehungsmechanismen der Allergie sind unbekannt. Die meisten Theorien, die sich mit der Allergieentstehung beschäftigen, gehen von einer Kombination verschiedener Ursachen aus. Dabei spielen Umwelt, Lebensgewohnheiten, Psyche und Vererbung eine Rolle.

Umwelt

Unsere Umwelt weicht zunehmend von unserem natürlichen Lebensraum ab, unter anderem durch:

  • Luftverschmutzung (Auto- und Industrieabgase)
  • Belastung des Wohnraumes (Formaldehyd, Asbest)
  • Vielfältige chemische Stoffe im Haushalt, Beruf und Ernährung
  • Exotische Nahrungsmittel

Die ständige Konfrontation mit nützlichen und schädlichen chemischen Stoffen kann das Immunsystem überfordern und Allergien hervorrufen. Allein in der EU sind 130 000 verschiedene Chemiestoffe im Handel!

Lebensgewohnheiten

Die Lebensgewohnheiten des Menschen haben sich in den Industrieländern während der letzten 200 Jahre erheblich geändert. Besonders die Hygiene und die medizinische Versorgung haben sich deutlich verbessert. Dadurch sind viele Krankheiten, vor allem auch der Befall mit Parasiten (Würmer, Lause, o.a.), selten geworden. Gegen diese Parasiten verteidigt sich der Körper mit Immunreaktionen, die der Allergie sehr ähnlich sind. Manche Forscher vermuten daher, dass die Allergie eine Art ”Langeweile” unseres Immunsystems sein konnte.

Psyche

Die Psyche kann die Bereitschaft des Körpers zu allergischen Reaktionen beeinflussen. Ein bekanntes Beispiel sind Heuschnupfen-Kranke, die bereits auf das Bild einer blühenden Wiese mit Symptomen reagieren. Häufige Stress-Situationen in Familie oder Beruf oder auch Depressionen stehen mit im Verdacht, die Allergien auszulösen.

Wie entstehen Allergien?

Um den menschlichen Körper vor Fremdsubstanzen zu schützen, besitzt der Mensch ein Abwehrsystem. Dieses System bekämpft normalerweise das Eindringen und die Ausbreitung von Erkrankungen, die z.B. durch Bakterien oder Viren verursacht werden. Eine Allergie ist eine Überreaktion des Abwehrsystems auf körperfremde Substanzen.

Bei der Bekämpfung spielen die Mastzellen eine große Rolle - das sind bestimmte weiße Blutkörperchen, die in der Lage sind, Fremdsubstanzen, die in den Körper eindringen, unschädlich zu machen. Verantwortlich für die Erkennung dieser Substanzen sind die sogenannten Antikörper: Stoffe, die auf der Oberfläche der Mastzellen haften und sich an die körperfremden Substanzen ankoppeln können.

Eine allergische Reaktion beginnt mit dem Ankoppeln des Allergens (des körperfremden Stoffes) an die Antikörper. Die Mastzelle wird aktiviert und es kommt zu einer Ausschüttung von Histamin, einem Botenstoff, der sich nun im Körpergewebe verteilt. Das Histamin verbindet sich mit bestimmten Fühlern (Rezeptoren) im Gewebe und ruft hier nach dem Ankoppeln eine allergische Reaktion hervor.

Wie wirken sich Allergien aus?

Allergische Symptome . .

 

  • am Auge: Bindehautentzündung, Lidschwellung
  • in den Atemwegen: Heuschnupfen (saisonaler Schnupfen), Dauerschnupfen, Schwellungen der Atemwege, asthmatische Beschwerden
  • an der Haut: Nesselsucht (Urtikaria), Angioodem / Quincke-Odem, Ekzeme, Neurodermitis
  • im Magen-Darm-Trakt: Übelkeit, Durchfall, Magenschleimhautentzündung

Welche Allergieformen gibt es?

Die Allergie ist eine sehr häufig vorkommende Erkrankung. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es eigentlich nichts gibt, wogegen man nicht allergisch sein kann. Die Stoffe, die eine allergische Reaktion hervorrufen, die sogenannten Allergene, können eine sehr unterschiedliche Ausprägung haben. Einige der am weitesten verbreiteten Allergieformen sind Heuschnupfen, Tierhaar- und Hausstauballergie. Aber da gibt es auch noch einige andere Formen. Die häufigsten finden Sie unter "Häufige Allergieformen".

Was sind Kreuzallergien?

Allergiker reagieren häufig nicht nur auf ein bestimmtes Allergen, sondern auch auf Stoffe, die mit dieser Substanz biologisch oder chemisch eng verwandt sind. So kann z.B. ein Pollenallergiker, der bei Walnusspollen Heuschnupfen bekommt, beim Essen von Haselnüssen mit Schwellungen und Juckreiz im Rachenbereich reagieren. Dies nennt man Kreuzallergie oder auch Kreuzreaktion. Ursache ist wahrscheinlich ein individuell auftretendes Unvermögen der Antikörper, ähnliche Allergentypen unterscheiden zu können. In diesen Fallen sollten die Betroffenen auch das Kreuzallergen meiden.

Gräser-, Birke-, Haselpollen sind häufige Auslöser für:

  • Steinobst (Apfel, Birne)
  • Kernobst (Pflaume, Kirsche, Pfirsich)
  • Nüsse: Erdnuss, Haselnuss, Paranuss, Mandel, Walnuss
  • Sellerie, Karotte
  • Kiwi
  • Gewürze, wie Anis, Curry

 

Gräserpollen sind häufige Auslöser für:

  • Getreidemehl
  • Erdnuss
  • Soja (-bohne, -mehl, milch)

 

Kräuterpollen sind häufige Auslöser für:

  • Sellerie, Karotte, Fenchel, Knoblauch
  • Kamille, Petersilie
  • Sonnenblumenkerne
  • Gewürze, wie Kümmel, Curry, Paprika, Anis, Pfeffer, Muskat, Zimt, Ingwer, Koriander

Welche Formen der Diagnose gibt es?

Bei der Diagnostik allergischer Erkrankungen besteht das spezielle Problem, dass den Krankheitsbeschwerden - wie etwa Schnupfen, Asthma, Ekzeme, Magen-Darm-Beschwerden oder Migräne - eine Unmenge allergieauslösender Substanzen gegenüberstehen. Um aus den mindestens 20.000 bisher wissenschaftlich bekannten Allergenen das für den Patienten Zutreffende herauszufinden, bedarf es detektivischer Fähigkeiten und aufwendiger Diagnosemethoden. Die Allergiediagnostik verläuft in der Regel nach folgenden vier Stufen:

  1. Anamnese
    Aus der Erhebung der allergologischen Krankheitsvorgeschichte können bereits wertvolle Hinweise auf den möglichen Allergieauslöser gewonnen werden. Zusätzlich sollen die häusliche und berufliche Umwelt, die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sowie die zumindest orientierende Erfassung des psychosozialen Umfeldes berücksichtigt werden. In besonderer Weise sind selbstbeobachtete Beziehungen zwischen den allergischen Symptomen und möglichen Allergenen sowie die Umgebungsbedingungen privater und beruflicher Art festzuhalten. Besonders wichtig sind die Erfassung des Krankheitsbeginns (auch möglicher "Vorboten") und die Hinweise auf den primären Allergenkontakt.

  2. Hauttests
    Hauttests (Prick-Test, Intrakutantest, Scratch-Test und Reibtest) sind das Fundament der Allergendiagnostik. Hier werden Proben verschiedener Substanzen (mögliche Allergene) auf die Haut aufgebracht und beobachtet, ob eine allergische Reaktion an dieser Hautstelle (als Pustel oder Quaddel) auftritt. Je nach diagnostischer Zielsetzung kann sich der Arzt beschränken und durch Einzelproben die laut vorhergehender Befragung verdächtigen Allergene prüfen ("Bestätigungstest"). In den meisten Fallen jedoch handelt es sich um eine Suchdiagnostik, bei der es darauf ankommt, durch Gruppenextrakte in einer einzigen Sitzung ein möglichst breites Allergenspektrum zu erfassen. Hauttests fuhren zu falschen Ergebnissen, wenn gleichzeitig Antihistaminika oder Kortikosteroide eingenommen werden. Daher sollten schon 5 Tage vor einem beabsichtigten Hauttest Antihistaminika gemieden werden.
    1. Prick-Test: Auf dem Arm wird ein Tropfen mit der Testlösung aufgetragen und dann die Haut an dieser Stelle mit der Prick-Lanzette ca. 1 mm tief durchstochen. Im Falle einer bestehenden Allergie gegen die Testsubstanz hat sich nach ca. 20 min dann an dieser Stelle eine Quaddel gebildet. Bei Allergien des Soforttyps wird der Prick-Test als Standardmethode angewandt.
    2. Intrakutantest: Der Intrakutantest ist etwa 10.000 mal empfindlicher als der Prick-Test, ergibt aber häufiger falsch positive Ergebnisse, vor allem bei Nahrungsmittelallergenen. Hierbei wird das Allergen mit einer Nadel in die Haut gespritzt.

    3. Scratch-Test: Durch die aufgetragenen Testlosung wird die Haut oberflachlich angeritzt. Wegen des relativ gro?en Hautreizung ist dieser Test nicht immer eindeutig. Daher hat der Scratch-Test heute an Bedeutung verloren.

    4. Reibtest: Das Allergen bzw. das native/originale Testmaterial wird mehrfach auf der Innenseite des Unterarms hin- und hergerieben. Dieser Test wird dann eingesetzt, wenn eine hochgradige Sensibilisierung des Patienten besteht. Da dieser Test mit dem natürlichen Allergen durchgeführt wird, ist er auch geeignet, wenn die Allergieauslösende Substanz nicht in industriell vorgefertigter Ausführung erhaltlich ist.

    5. Epikutantest (Pflastertest): Pflaster mit allergenhaltiger Substanz werden auf die Haut (bevorzugt Rücken) geklebt und nach 24, 48 oder 72 Stunden abgelesen. Dieser Test dient zur Identifizierung von Typ-IV-Allergenen.

  3. Labortests
    Hier werden mit Hilfe von Blutproben die Reaktionsbereitschaft und spezifische Sensibilisierung gegen die untersuchten Allergene im Labor untersucht. Ein Kriterium ist das Vorhandensein spezifischer IgE-Antikörper.

  4. Nachanamnese und Provokationstest
    Die Deutung des Testergebnisses erfordert immer eine Überprüfung durch Erhebung einer "Nachanamnese" (Ist der Patient überhaupt dem Allergen ausgesetzt? Passen Symptome und Testergebnis zusammen?). Ob der durch positive Hauttests und/oder Bluttests ermittelte IgE-Antikörper einer aktuellen klinischen Wirksamkeit des jeweiligen Allergens entspricht, kann nur durch direkte Prüfung am betreffenden Organ mit Hilfe eines Provokationstests endgültig geklärt werden.

    Im Provokationstest wird das klinische Symptom (z.B. Bindehautentzündung mit Rötung und Augentränen, Asthma, Hautausschlag, Ekzem) reproduziert durch weitgehende Nachahmung der "natürlichen Bedingungen", z.B. bei einer Hausstaubmilbenallergie wird das Milbenallergen in die Atemwege geblasen.

Welche Formen der Therapie gibt es?

  1. Allergenkarenz
    Das Meiden des Kontakts mit dem beschwerdeverursachenden Allergen (Allergenkarenz) ist die beste, sicherste Methode zur Therapie. Nahrungsmittel, auf die man allergisch reagiert, sollen nicht gegessen werden. Im Falle einer Nickelallergie ware nickelhaltiger Schmuck (Modeschmuck, Weißgold) zu meiden. Eine Karenz ist jedoch nicht immer leicht durchzuführen. Insbesondere bei in der Luft vorhandenen Allergenen wie Pollen und Schimmelpilzen wird dies schwierig, weil diese Allergene mit der Luft oft über mehr als 100 km verbreitet werden. Ein Pollenallergiker müsste während der Blütezeit seines Pollens in Klimazonen verreisen, in denen die Blühzeiten zeitlich anders verlaufen oder die Pflanze, auf die er allergisch reagiert, am besten gar nicht vorkommt. Oft ist ein Aufenthalt im Hochgebirge oder an Küstenbereichen bzw. auf den Inseln günstig. Wenn solche Maßnahmen nicht möglich sind, um den Kontakt mit dem Allergen zu unterbinden, ist eine Hyposensibilisierung angezeigt.

  2. Hyposensibilisierung
    Die einzige ursächliche Therapie von Allergien ist die Hyposensibilisierung (sinngemäß: "unempfindlich machen"). Die Idee dieser Behandlung ist es, dem Allergiekranken das für ihn aktuelle Allergen allmählich in steigender Dosis zuzuführen, um ihn so dagegen unempfindlich zu machen. Die Behandlung wird mit aufgereinigtem Allergenextrakt durchgeführt. Im Laufe von meist zwei bis drei Jahren bekommt der Patient langsam steigende Dosen dieser Allergenlösungen gespritzt (klassische Hyposensibilisierung) oder alternativ in Tropfenform verabreicht (orale Hyposensibilisierung). Die Dosierung wird dabei stets derart gewählt, dass gerade noch keine allergische Reaktion ausgelost wird. Eine Hyposensibilisierung sollte stets von einem allergologisch erfahrenen Arzt durchgeführt werden. Bei unfachmännischer Handhabung kann sie Nebenwirkungen aufweisen. Richtig angewandt hingegen ist die Hyposensibilisierung eine erfolgversprechende Therapie.

  3. Medikamentöse Behandlung
    Die medikamentöse Behandlung dient zur Linderung und Vermeidung der Krankheitssymptome und zur Behandlung der entzündlichen Schleimhautschwellungen. Sie bekämpft zwar nur die Symptome, nicht die Ursache, ist jedoch oft die einzige Möglichkeit, um den betroffenen Patienten, beschwerdefreie oder mit nur geringen Beschwerden belastete Tage zu verschaffen.

    • Antihistaminika
      Im Verlauf der allergischen Reaktionen wird vermehrt Histamin freigesetzt, das als Botenstoff die allergischen Reaktionen des Körpers, wie Juckreiz, Schleimhautschwellung usw. veranlasst. Antihistaminika-Präparate wirken den Histamin-Effekten entgegen. Sie helfen dadurch gegen den Juckreiz und Hautausschlag, mindern Schwellungen und dammen Niesattacken und Nasenfluss ein. Die beschwerdelindernden Wirkungen treten bereits nach wenigen Minuten ein. Präparate, die direkt lokal am Ort der Beschwerden (also Nase oder Augen) eingesetzt werden, verursachen fast keine Nebenwirkungen mehr.

    • Dinatriumcromoglycat (DNCG)
      DNCG stabilisiert die Mastzellen und blockiert damit deren Histaminausschuttung. DNCG wirkt nicht bei akut auftretenden Beschwerden, sondern vorbeugend. Deshalb muss DNCG beispielsweise wahrend der Pollensaison regelmäßig (täglich) angewendet werden, oder ca. eine Stunde vor dem Genuss einer Mahlzeit, die Nahrungsallergene enthalten konnte.

    • Kortison
      Das Kortison, ein körpereigenes Hormon der Nebennierenrinde, wird eingesetzt, um bleibende Schäden als Folge der chronischen, allergisch verursachten Entzündung in ihrem Ausmaß zurückzuhalten. Bei inhalativen Allergien wird es überwiegend als Spray zur Inhalation oder als Nasenspray eingesetzt. Kortison schützt die Schleimhäute vor den Entzündungserscheinungen. Als Spray ist es nahezu frei von Nebenwirkungen, da es hier direkt an die Schleimhäute und nicht in den Blutkreislauf gelangt. Auch Kortison entfaltet seine Wirkung vorbeugend; es wirkt nicht im akuten Anfall. Bei Hautekzemen werden kortisonhaltige Hautcremes verwendet, um das Ekzem zum Abheilen zu bringen und einer chronischen Hautveränderung vorzubeugen.